Was passiert nach einer Frühgeburt?

 

Eine Frühgeburt kann dann eintreten, wenn vor Ablauf der 29. Schwangerschaftswoche ein frühzeitiger Blasensprung oder Wehen auftreten. Zunächst wird versucht die Geburt des Kindes mittels Medikamenten weiter hinauszuzögern. Ist jedoch beispielsweise die Plazenta erkrankt oder das Fruchtwasser mit Bakterien besiedelt, kann der Fötus sich nicht schnell genug entwickeln und eine Frühgeburt ist in diesen Fällen häufig unvermeidbar.
In Deutschland werden Schwangere sehr gut medizinisch überwacht, sodass Ungereimtheiten gegen Ende der Schwangerschaft in der Regel auffallen und rechtzeitig behandelt werden können.

Nach der Frühgeburt wird das Baby anhand seines Geburtsgewichtes in verschiedene Kategorien eingestuft. Frühgeborene, die unter 1.500g wiegen gelten als Risikopatienten und müssen intensivmedizinisch versorgt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Geburtsstationen haben sogenannte Perinatalzentren die nötige Ausstattung, um die kleinen Lebewesen zu behandeln.

Oftmals können Frühgeborene noch nicht eigenständig atmen oder trinken. Es ist ihnen außerdem noch nicht möglich die eigene Körpertemperatur zu halten. Aus diesem Grund werden Frühchen in einen Inkubator, besser bekannt als Brutkasten, gelegt. Dort wird das Baby dann durch eine Magensonde oder Infusion ernährt. Die kleinen Wesen sind meist noch nicht in der Lage Muttermilch zu verdauen und werden zu Anfang mit einer Mischung aus Zucker und Wasser ernährt. Die Muttermilch einer Frau, die eine Frühgeburt hatte, ist jedoch besonders nährreich und unterstützend bei der weiteren Entwicklung des Babys.
Der bereits erwähnte Inkubator ist ein Kasten aus Plexiglas mit Löchern an den Seiten, durch die man ins Innere greifen kann. Dieser Kasten filtert die Luft im Inneren und reichert diese mit Sauerstoff und Feuchtigkeit an. Die Körperwärme des Babys wird durch den Brutkasten konstant auf 37 Grad Celsius gehalten.
Durch kleine Schläuche an Mund, Nase, Kopf und Armen wird das Frühgeborene nicht nur beatmet, sondern ihm werden zusätzlich Arzneimittel zur Bekämpfung von Bakterien zugeführt. Leidet das Kind an Gelbsucht oder ist die Leber noch nicht richtig entwickelt, wird es zusätzlich mit Blaulicht bestrahlt.

Obwohl man mithilfe eines Inkubators versucht das Klima der Gebärmutter zu imitieren, kann es nicht damit gleichgesetzt werden. Neugeborene werden großen Belastungen ausgesetzt, da jede Behandlung sowie Licht- oder Lärmeinflüsse großen Stress für das Baby bedeuten.

Auch die Eltern fühlen sich in dieser Phase häufig hilflos und überfordert. Der regelmäßige Körperkontakt zwischen Eltern und Kind ist für die Entwicklung entscheidend und wird von den meisten Kliniken unterstützt.

Bei der „Känguru-Methode“ wird das Baby nur in Windel bekleidet mehrmals am Tag auf die nackte Brust der Mutter oder des Vaters gelegt. Dieser intensive Kontakt vermittelt dem Kind Geborgenheit und Vertrauen gegenüber den Eltern.
Ist die Behandlung in einem Perinatalzentrum abgeschlossen, können Eltern auch zu Hause weitere Unterstützung in Anspruch nehmen. Eine Kinderkrankenschwester oder Hebamme stellt eine sinnvolle Unterstützung in den ersten Tagen zu Hause dar und kann hilfreiche Tipps im Umgang mit dem Neugeborenen geben.

Darüber hinaus kann eine Haushaltshilfe in Anspruch genommen werden, sofern die Frühgeburt ärztlich attestiert ist, wird diese auch von der Krankenkasse bezahlt. Das Mutterschutzgesetz sieht ebenfalls eine längere Freistellung für Mütter von Frühgeborenen vor, wenn ein Attest vorliegt.
Auch der Austausch mit anderen Müttern von Frühgeborenen in Selbsthilfegruppen oder Internetforen ist eine gute Möglichkeit, um aus den Erfahrungen anderer zu lernen.